Grand Resort Bad Ragaz von Smolenicky & Partner Architektur GmbH

Ein besonderes Thermalbad haben die Architekten von Smolenicky & Partner Architektur GmbH in Bad Ragaz entworfen. Wie aus Der Herr der Ringe erinnert es an ein Elbenhaus mit seinen großen ovalen Fensterkonstruktionen mit hohen weißen Wänden und den verwendeten Holzmaterialen. Im Grand Resort Bad Ragaz befinden sich nicht nur ein Thermalbad sondern auch Saunabereich, Shops und ein Thermenrestaurant. Das Gebäude mit seinen 115 Innen- und Aussenstützen hat eine Gebäudegrundfläche von 3.535 qm unt besteht aus 2.200 schnell nachwachsenden Tannen.

Das Projekt der Tamina Therme ist aus einem zweistufigen Wettbewerb im Jahr 2003 entstanden. In der ersten Stufe des Verfahrens ging es darum, die anstehenden grossen architektonischen Eingriffe im Resort städtebaulich zu koordinieren. Wo sollte das neue 5 Sterne – Hotel zu stehen kommen, wo sollte die Erweiterung des medizinischen Zentrums positioniert sein und wie sollte die neue öffentliche Therme auf dem Areal erschlossen werden? Ein Volumen von insgesamt 160 Mio. CHF sollte in Neu- und Umbauten investiert und architektonisch koordiniert werden. Im zweiten Teil des Wettbewerbes ging es darum, die zwei wichtigsten Neubauprojekte – das Hotel und die Therme – zu entwerfen. Das Architekturbüro Smolenicky & Partner gewann hierbei das Projekt für die Tamina Therme; Hilmer & Sattler und Albrecht Architekten das Projekt für das neue Hotel.

Alle Fotografien / Roland Bernath / Walter Mair / Smolenicky & Partner

Der städtebauliche Charakter des Resorts wird dominiert von grossen repräsentativen Gebäuden, die in einer weitläufigen Parklandschaft liegen. Dadurch unterscheidet es sich städtebaulich stark von der Identität des Dorfes Bad Ragaz. Das Prinzip, monumentale Hotelbauten im Kontext mit einem Dorf zu erbauen wurde in der Zeit der Belle Epoque an vielen Orten der Schweizer Alpen sehr erfolgreich angewandt. Zu den wichtigsten Beispielen zählen Interlaken, St. Moritz und Gstaad.

Von der Hauptstrasse, die Bad Ragaz mit Maienfeld verbindet und über den Golfplatz führt zweigen zwei Stichstrassen ab. Die Therme wurde bewusst an jene angebunden, welche die öffentlichen Institutionen des Resorts erschliesst, wie das neue Konferenzzentrum im umgebauten Kursaal, das Spielcasino und das Clubhaus des Golfclubs. Die zweite Stichstrasse, entlang des Parks, ist der Erschliessung der drei Grandhotels vorbehalten und strahlt eine eher private, ruhige Atmosphäre aus.

Die Form des Gebäudekörpers entsteht aus der Umfassung von Aussenräumen und nicht aus dem Bestreben einen Solitär zu bauen. Im Bereich der Aussenbäder – zum Beispiel – treppt der Gebäudekörper zurück und öffnet den Raum der Liegewiese zum bewaldeten Hang des Bergrückens. Der Blick führt vorbei an den bestehenden Gebäuden, die von neu gepflanzten Baumgruppen abgeschirmt werden. Die Gäste erleben eine Parklandschaft, welche in Wälder und Berghänge übergeht.

Die landschaftliche, parkhafte Atmosphäre bleibt dominant, trotz einer verdichteten Bauweise. Das Resort behält seinen vom Park dominierten Charakter. Der Haupteingang der Therme, die Quellenhalle, stellt sich in die Blickachse der Stichstrasse um in der Tiefe des Grundstücks – als öffentliche Institution – Präsenz an der Hauptstrasse zu markieren.

Die Tamina Therme sieht sich explizit als Teil der Kultur der Grandhotels. Die kulturelle und ästhetische Identität des Projektes sucht neben der Schweizer Tradition ebenfalls eine Verwandtschaft zu Grandhotels an der Ostsee, wie zum Beispiel Heiligendamm.

Daher hat der Baukörper einen monumentalen Charakter, um neben den anderen Bauten des Resorts als gleichwertiges Haus bestehen zu können. Gleichzeitig will die Therme den fast schon „urbanen“ steinernen Charakter des Quellenhofs relativieren. Deshalb ist die Therme aus schneeweissem Holz gebaut, was ihr den Charakter einer pavillonhaften Ferienarchitektur verleiht.

Die ovalen, formal verspielten Fenster unterstreichen die Strategie dieses Hauses als Ferienarchitektur. Im Inneren wirken diese Fenster als überdimensionierte Bilderrahmen. Ovale Rahmen waren zur Zeit des Biedermeier für Landschaftsveduten verbreitet. Dabei besteht die heutige Absicht darin, den Blick auf eine relativ neutrale Landschaft mit der Geste des Rahmens einen spezifischeren Ausdruck zu geben.

Die Innenräume dieses Projektes entstehen, indem man – im übertragenen Sinn – Bäume aus einem Waldraster herausschlägt und damit Lichtungen erzeugt. Es ist die Umkehrung des üblichen Entwurfsverfahrens. Die Räume Aussen entstehen auf die gleiche Art durch das „Entfernen“ von Stützen an der Peripherie des Baukörpers. Strukturell ist dieses Gebäude quasi ein Wald, welcher statt aus Bäumen aus Stützen besteht. Insgesamt sind es 115 Stützen, wofür das Holz von 2200 Tannen verwendet wurden. Diese Menge Holz wächst in der Schweiz in zweieinhalb Stunden nach.

Materiell besitzt das Projekt im Inneren wie auch im Äusseren den gleichen Ausdruck. Die schneeweisse Holzlattung setzt sich auch im Inneren als Wandoberfläche fort. In diesem Sinne gibt es keine eigentliche Innenarchitektur, sondern nur Architektur in diesem Gebäude.

Die Holzstruktur des Gebäudes ist nicht nur bedingt durch die Kriterien der Spannweiten der Träger. Es geht hier weniger um ein ingenieurhaftes Interesse an der Funktion des Tragens und Aussteifens eines Gebäudes. Es geht vor allem um die Struktur als räumliches Phänomen, welche Schönheit und eine feierliche Atmosphäre erzeugt. Das Baden wird als eine kultivierte Handlung zelebriert.

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